DER MALENDE KUNSTSPRINGER RUDI KRUSPEL

Unter dem Titel „Landschaft – Raum – Emotion“ ist derzeit im Cafe Pusch in der St. Pöltner Innenstadt auf Initiative von Erhard Kellner bis Mitte März die Ausstellung des Malers Rudi Kruspel (Jahrgang 1950) zu sehen. Der ehemalige Kunst- und Turmspringer in Diensten der Schwimmunion Wien gewährt in seinen Werken einen tiefen Einblick in seine Gefühlswelt, die in engem Zusammenhang mit seinem bewegenden Schicksal steht.

Am Beginn einer internationalen Sportkarriere stehend musste dem Olympiateilnehmer von 1972 nach einem Sportunfall 1973 aufgrund eines Ärztefehlers im Krankenhaus der französischen Stadt Rennes später im Wiener Franz-Josaef-Spitals sein linker Unterschenkel amputiert werden. Dennoch gab er nicht auf und bestritt einbeinig Wettkämpfe gegen „Beidbeinige“, mitunter sogar siegreich (Australien) bis ….
 
…. bis ein österreichischer Funktionär ihm klar machte, dass er unerwünscht sei, „weil es nicht gut ist, wenn ein Einbeiniger gegen Gesunde gewinnt.“ Diese Diskriminierung wurde mit einer Wettkampf-Regel gerechtfertigt, die am Sprungbrett einen „beidbeinigen Absprung“ forderte, was Rudi nicht mehr erfüllen konnte. Man ließ ihn fallen wie eine heiße Kartoffel, und die Verbandsversicherung zahlte ihm lächerliche 7000 Schilling für das fehlende Bein …..
 
Und als ihm seine Verlobte mitteilte, sie würde seine Übersiedlung auf den Wiener Zentralfriedhof begrüßen, denn dann müsste sie die Wohnung nicht mit einem Krüppel teilen, war der Absturz in die Welt der Depression, der Suizid-Gedanken, des Alkohols und der Drogen vorprogrammiert.
 
Doch der Union-Sportler überstand auch diese schlimme Zeit.
 
Nach ein paar Jahren beim ORF (Grafiker bei Erich Sokol) machte er sich selbstständig und begann autodidaktisch zu malen. Er lernte den großen Künstler Gottfried Hellnwein kennen, der ihn als Schüler annahm. Rudi Kruspel wurde quasi Mitglied der Familie seines Mentors, wohnte bei den Hellnweins, und 1980 gab es die erste Ausstellung im Wiener Hilton, der bis zum heutigen Tag viele weitere im In- und Ausland (auch USA) folgten.
 
„Früher als Kunstspringer zeichnete ich mit meinem Körper Bilder in die Luft, heute male ich mit einem Pinsel Bilder auf eine Leinwand oder auf Papier!“ pflegt er oft festzustellen.
 
Er malt gerne Landschaften aller Art, bei denen er all seine Emotionen ausdrücken kann.
 
Er gestaltete aber auch Lokale mit Wandmalerei, restaurierte drei Jahre lang eine Burg, gestaltete Plattencover u.a. für Wolfgang Ambros, illustrierte Bücher von Lutz Lischka, war mit H.C. Artmann gut bekannt, der bei Vernissagen für ihn Lesungen hielt ….. ein erfülltes Leben, wie er immer wieder betont, das er gegen sein früheres oberflächliches Leben nicht eintauschen möchte.
 
Und im Vorjahr traf er zufällig (der Zufall in Gestalt von Eiskunstlauf-Ex-Europameisterin Claudia Kristofics-Binder) wieder jenen Coach, der ihn beim Unglückswettkampf 1973 betreut hatte: Erhard Kellner
 
Nach mehreren Treffen im Gasthof Graf am Bahnhofsplatz wurde beschlossen, wieder etwas Gemeinsames zu unternehmen, zB eine Ausstellung, deren Eröffnung nun am 13. Jänner 2011 im Cafe Pusch über die Bühne ging. 
 
Bei dieser Vernissage gab es ein Wiedersehn mit alten Kunstspringer-Kolleg/innen wie Marianne Kellner (Huber), Christine Riel (Böck), Margarete Koppensteiner (Huber), Helmut Rattenberger, Dr. Rudi Böck, Erich Pils (begann mit dem Wasserspringen 1973, im Jahr von Kruspels Unfall).
 
Überhaupt waren wesentliche Persönlichkeiten des Sports zugegen, die dem Künstler Rudi Kruspel Respekt und Anerkennung zollten zB. Ingolf Wöll, Prof. Fritz Manseder, Franz Stocher, Mag. Mario Hinterberger, Dipl.Ing. Elisabeth Thajer, aber auch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie Hofrätin Dr. Lucia Stanzel oder Größen aus dem Kunstbereich wie Ballettmeister Michael Fichtenbaum mit einigen Balletteusen.
 
Kruspels Bilder sind auch in Sportlerkreisen sehr begehrt: Hans Krankl, Herbert Prohaska, Claudia Kristofics-Binder, Baldur Preiml, Toni Innauer, Franz Klammer, Erhard Kellner, Franz Wohlfahrt oder Niki Lauda besitzen ebenso welche wie Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben zB Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, Starregisseur Norbert Blecha, Filmproduzent Kurt Mrkwiczka oder Schauspielerin Anja Kruse.
 
 
Man könnte aus dem bewegenden Leben des Union-Sportlers Rudi Kruspel, der in seinen Sportlerzeiten auch in den Bädern von Wilhelmsburg und Melk zu Hause war, noch viel berichten. Wir möchten aber diesen Bericht hier abschließen …..

….. mit einem Gedicht, das ihm der Wiener Schriftsteller Manfred Chobot gewidmet hat:

 
DER TURMSPRINGER MIT DEM HOLZBEIN
für Rudi Kruspel

die ärzte haben ihre pflicht getan
bloß war die pflicht stümperhaft
ein sportler muss schmerzen ertragen
auch als das bein blau war
blieb der gips dran und die diagnose aufrecht
stumpf sich abfinden wenn stück für stück
vom knochen abgesägt
setzten die weißbemäntelten unbeirrt
ihr behandlungswerk fort
hielten schadlos die heimischen sport-
funktionäre ihren ratschlag aufrecht
es möge der einbeinige nicht
ersatz fordern von seinen verstümmlern
weil schmerzen nicht berechenbar
und ein bein unbezahlbar sei
aufrecht ungebrochen
hält einer sein zweites über wasser
und klopft auf das holz der prothese

D A N K E S C H Ö N

► Herzlichen Dank an Gastgeber Helmut Pusch.

► Herzlichen Dank an Marianne Kellner, Julia König, Sara Stojanovic und Martin
    Kremser, die am 12. Jänner das Aufhängen der fast 50 Bilder erledigten.

► Herzlichen Dank an Herrn Andreas Müller für die fotografische Betreuung der
    Veranstaltung und die gelungenen Bilder (siehe Fotogalerie).

► Herzlichen Dank an Herrn Hans Theurer für die viel beachtete H.C. Artmann-Lesung

KONTAKT FÜR INTERESSENTEN 
Rudi Kruspel:    0699 12 88 62 69
Erhard Kellner: 0676 44 10 592

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