DIE UR-ANFÄNGE Erhard Kellner war der erste unserer Gruppe, der sich 1965 für Karate zu interessieren begann: Ein Albrecht Pflüger – Buch war ihm in die Hände gefallen und gab die ersten "Anleitungen", die während seiner Militärzeit 1966/67 durch einen anderen Präsenzdiener, der in Wien Karate betrieb, erweitert wurden. Dann kam jedoch ein anderer Sport dazwischen, das Wasserspringen, bei dem Erhard aufgrund seiner Körpergröße (1.89) zwar kein internationaler Spitzensportler wurde, als Trainer jedoch mit seinen Sportlern Spitzenleistungen erleben durfte, die ihn letztlich 1988 mit Erich Pils, der später Masseur und Lehrer am BORG für Leistungssportler wurde, zu den Olympischen Spielen nach Seoul führten.
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Während dieser Wasserspringerzeit wurde von Marianne & Erhard Kellner, Andreas Huber und Erich Pils bei der Union St. Pölten unter Martin Dajc Wado Ryu – Karate als Ausgleichssport betrieben. Enge Kontakte zu Schispringer-Professor Baldur Preiml entwickelten eine klare Vorstellung von der Trainer-Berufung: Die Steigerung der Leistung ist primär auf der Persönlichkeitsentfaltung des Sportlers aufzubauen.
Es folgte eine jahrelange intensive Beschäftigung mit asiatischen Philosophien (Taoismus, Zen) und dazupassenden westlichen Psychologien (Karlfried Graf Dürckheim, Thorwald Dethlefsen, Paul Watzlawick), mit mentalen Trainingsformen und Entspannungstechniken, die in gemeinsamen Kursen mit Baldur Preiml gipfelten. Nach 21 Jahren war die Wasserspringerzeit zu Ende. Mit Erich Pils kam es im neuen Millenium im Rahmen des Sport-Leistungsmodells St. Pölten, dessen sportlicher Leiter Erich wurde, zu einer Neuauflage der Zusammenarbeit. Ebenso steht er dem Karate-Nationalteam als Masseur zur Verfügung. |
Im Jahr 1988 wurde an der St. Pöltner BUNDESHANDESAKADEMIE UND BUNDES-HANDELSSCHULE, an der Erhard KELLNER hauptberuflich tätig ist, ein FREIGEGENSTAND KARATE eingeführt, der die Grundlage für einen Karate-Schulsportverein darstellte, aus dem anno 1989 der UNION-KARATE-CLUB ZEN TAI RYU HAK ST. PÖLTEN wurde. |
Trainer der ersten Stunde waren Erhard und Marianne Kellner sowie Andreas Huber. 20 Jahre später sind im UKC ZEN TAI RYU HAK ST. PÖLTEN über 70 Danprüfungen erfolgreich abgelegt.
Aus den eigenen Reihen kommend verstärken Ing. Thomas Braatz, Dipl. Ing. Elisabeth Thajer und später Mag. Mario Hinterberger das Trainerteam. Unsere Top-Sportler/innen Doris Gwinner, Petra Hollaus, Corinna Glück, Eva Thajer, Joan Marie Stadler, Johanna Thajer, Alois Wiesböck, Georg Wegscheider und Martin Kremser standen/stehen nach entsprechender Ausbildung (ÜL, LW, TR) für die Neigungsgruppe der Stadt St. Pölten sowie für Spezialtrainings als Karatelehrer/innen zur Verfügung |
WICHTIGE IMPULSGEBER
Wesentliche IMPULSE für unsere Tätigkeit kamen von folgenden Menschen:
MARTIN DAJC: Er führte uns grundlegend ins KARATE-DO ein.
Shihan LEO LIPINSKI und PAVOL HLUCH: Sie weihten uns in die Geheimnisse des GOJU-RYU ein Prof. BALDUR PREIML und Prof. ARTURO HOTZ: Von lhnen (und nicht nur aus Büchern) lernten wir einprägsam, dass Sport ohne philosophischem Hintergrund ein Irrweg werden kann. ALLEN anderen, die uns unterstützt und weitergeholfen haben, möchten wir ebenso wie den Angeführten herzlich danken.
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ÜBER UNSERE ZEN TAI RYU – PHILOSOPHIE
ZEN TAI RYU bedeutet soviel wie "alle Schulen umfassend". Wir meinen, dass Karate-Do ein umfassendes System darstellt, bei dem die diversen Stilrichtungen verschiedene Aspekte ein-und-derselben Sache beleuchten. Wir halten uns an den großen japanischen Karatemeister Hirokazu KANAZAWA, der meinte: „Andere Stile zu respektieren und zu lernen ist sehr bedeutsam, denn alle Stile haben starke Seiten und Schwachpunkte. Wir sollten die starken Seiten der anderen lernen. Das ist eine geistige Grundhaltung.“ Darum enthält KANAZAWAs Shotokan-Schule auch Kata aus dem Goju Ryu (Seipai), Shito Ryu (Seienchin) und aus Okinawa-Stilen (Nijuhachiho, Gankaku Sho).
Von besonderem ganzheitlichen Wert erachten wir die Qi Gong – verwandten Atem-Kata "SANCHIN" und "TENSHO", die eine gemeinsame Wurzel (taoistische Übungssysteme) erkennen lassen.
Wir akzeptieren das Nebeneinander von KARATE-DO und WETTKAMPFSPORT. Letzterer gehört der Jugend und kann aufs Leben vorbereiten: Ohne ein materielles Risiko eingehen zu müssen erfährt man den Umgang mit Leistungsprinzip und Risikobereitschaft, mit Stress- und Frustrationstoleranz ("Verlieren können"). Es werden emotionale (Selbstbehauptung. Mut, Leistungsbereitschaft, Beherrschung der Aggressivität), kognitive (Beobachtungs-, Antizipations- und Konzentrationsfähigkeit) und soziale (Rücksichtnahme auf andere, Gemeinschaftsgefühl und bewusste Unterordnung) Fähigkeiten entwickelt.
Im Sinne der Weiterentwicklung von Flexibilität empfehlen wir unseren Sportlern, sich mit möglichst vielen Wettkampfsystemen mental wie praktisch auseinanderzusetzen, im Kata-Shiai mit dem Punktesystem und auch mit dem Flaggensystem, letztlich auch mit der "Freestyle-Form". Im Kumite-Shiai mit dem Shobu Sanbon von EKF & WKF, mit dem Shobu Ippon der traditionellen Verbände, aber auch mit dem Leichtkontakt bzw. Semikontakt des amerikanischen "Pointfighting". Aber alles in einem sinnvollen Nacheinander, und alles zu seiner Zeit.
Einige von uns haben sich auch an die Waffenkünste heran gewagt. Es muss in diesem Zusammenhang betont werden, dass alle alten Kampfkunstexperten Okinawas auch KOBUDO erlernten und praktizierten. Auch hier dürfen wir „Mister Shotokan“ KANAZAWA zitieren, der in einem Interview formulierte:
„Karate und Kobudo sind Bruder und Schwester. In der Zwischenzeit wurden sie getrennt. Wir müssen diese Verbindung wieder entdecken.“ Von Yoshitaka FUNAKOSHI soll die Bo-Kata MATSUKAZE NO KON stammen, die wir im Web (Youtube) bewundern können – vorgeführt von Karatemeister Hiroshi SHIRAI, der als echter Kampfkunstmeister natürlich auch KOBUDO beherrscht.
Zum dritten Mal dürfen wir im „Shotokan-Land“ Österreich auf Hirokazu KANAZAWA hinweisen, der auch JUDO, AIKIDO, KENDO, IAIDO sowie CHINESISCHES BOXEN, TAI QUI QUAN und QI GONG praktizierte. Doch wollen wir im Hinblick auf die späteren Lebensjahre den besonderen Wert der Karate-Do–Basis auch für unsere Wettkämpfer betonen: Wer auf den inneren Prinzipien des Karate-Do aufbaut, findet nach Beendigung der Laufbahn ein breites Band an neuen Möglichkeiten, Erfahrungen und weiteren persönlichen Entwicklungschancen, die sonst verborgen bleiben. Der Wettkampfsport soll jenes Ego aufbauen, das dann im Karate-Do überwunden werden muss. Wenn oben von einem "Nebeneinander" von Karate-Do und Wettkampfsport die Rede ist, so weist dies auf die Gefahren hin, die bei einer Vermischung dieser beiden Bereiche lauern. Dann hält sich der "Champion" für einen "Master" und der "Trainer" für einen "Sensei" oder "Shihan". Das Ergebnis ist Selbsttäuschung gepaart mit Überheblichkeit und Selbstüberschätzung. Wir möchten uns in der unbeschreiblichen Vernetztheit der Kampfkünste bewegen lernen – ausgehend vom Karate-Do. Wir möchten im Laufe unseres Lebens viele Standpunkte einnehmen, um viele Ansichten zu erhalten. Für uns bedeutet Karate-Do quasi ein "Thema mit Variationen". Das Spannungsfeld zwischen der asiatischen Konzentration auf nur ein einziges Hauptthema und der westlichen Neigung zur Vielfalt wird als Herausforderung erlebt. Wir möchten die Flexibilität erlernen, den Mittelweg zwischen dem steifen Akzeptieren nur eines einzigen Aspekts und dem Sich-Verlieren in der Vielfalt zu finden. Das Medium für diese Aufgabe ist das KARATE-DO.
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