KARATE & KOBUDO

In einer österr. Shotokan-Homepage wird in dem Kurzartikel „Eine traurige Entwicklung“ darauf hingewiesen, dass es neu sei, dass die alte Kampfkunst KOBUDO nun auch als Sport praktiziert wird. Man befürchtet, dass wie beim Judo und beim Karate die traditionellen Werte verloren gehen.

Dass nun in besagtem Artikel aus dieser Befürchtung die Schlussfolgerung gezogen wird, dass KOBUDO nichts auf einer KARATE-Staatsmeisterschaft verloren hätte, ist unüberlegt, denn wo ist da der Zusammenhang?

 
Und dass die Kobudo-Kata als Wettkampfsport neu sein soll, beruht auf Uninformiertheit: Beim traditionellen Ozawa-Cup in Las Vegas zB. erleben wir bei Anwesenheit großer japanischer Kampfkunstmeister seit Jahrzehnten Bewerbe in der Kobudo-Kata.
 
Es heißt weiters: „Kobudo hat sicherlich seine Berechtigung mit einer eigenständigen Veranstaltung. Das hat aber nichts mit Karate zu tun“
 
Diese Bemerkung beruht ebenfalls auf Uninformiertheit:
 
Die Geschichte des Kobudo ist kaum von der des Karate zu trennen.
 
Alle Kampfkunstexperten Okinawas waren und sind auch Meister im Umgang mit den traditionellen Waffen. Denn bei allen ursprünglich aus Okinawa stammenden Kampfkunst-Systemen gehörte die Einbeziehung des Kobudo zur kämpferischen Ausbildung. So waren Karategrößen wie Tode Sakugawa, Gichin Funakoshi, Kenwa Mabuni, Teruo Hayashi, Shōshin Nagamine oder Kanryo Higashionna auch Experten in den Waffenkünsten.
 
Gichin Funakoshi konnte zum Beispiel hervorragend mit dem Bo umgehen (Foto). Sein Sohn Yoshitaka Funakoshi beherrschte ebenfalls Kobudo und beschäftigte sich tiefergehend vor allem mit der Anwendung des Langstockes (Bo). Für den Bo soll er die Kata Matsukaze no Kon (Kiefernwind) entwickelt haben.
 
Auf http://www.youtube.com/watch?v=EIDJ9bBQnfQ zeigt der große Karatemeister Hiroshi SHIRAI diese Kata vor.
 
 Viele große Meister des Karate aus aller Welt schrieben Bücher über Kobudo, zB:
 
Shotokan-Meister Hirokazu KANAZAWA schrieb das Werk:
NUNCHAKU. Dynamic Training. Dragon Books, London 1982, ISBN 0-946062-01-3
 
Von Shorin Ryu-Meister Tadashi YAMASHITA stammt:
DYNAMIK NUNCHAKU.  Ohara, Burbank 1986, ISBN 978-0897501057
 
Der französische Shotokan-Meister Roland HABERSETZER schrieb die Werke:
KOBUDO Band 1 – und Sai. Palisander Verlag, 2006, ISBN 978-3-938305-02-7
KOBUDO Band 2 – Nunchaku, Tonfa, Polizei-Tonfa. Palisander, Chemnitz 2007,
 
Der deutsche Shotokan-Meister Albrecht PFLÜGER schrieb das Werk:
NUNCHAKU. Waffe, Sport, Selbstverteidigung. Falken-Verlag, Niedernhausen 1981
 
Shito Ryu-Meister Fumio DEMURA schrieb die Werke:
NUNCHAKU. Karate Weapon of Self-defense. Ohara, Burbank 1971, ISBN 0-89750-006-7
ADVANCED NUNCHAKU. Ohara, Burbank 1976, ISBN 0-89750-021-0
 
Interessant erscheint auch der okinawanische Kampfkunstmeister CHATAN YARA, dessen Shito Ryu – Kata Chatanyara Kushanku ein Renner im internationalen Wettkampfsport ist. Ebenso bekannt sind aber auch seine Kobudo Kata Chatanyara no Tonfa und Chatanyara no Sai.
 
1970 zeigt Rjúšo Sakagami anlässlich der Karateweltmeisterschaft in Tokio KOBUDO.
 
Es dürfte eine westliche „Erfindung“ sein, Karate von Kobudo zu trennen, ebenso die Abgrenzung der Stilrichtungen untereinander. Dabei wird außer acht gelassen, dass die meisten Stile gemeinsame Grundlagen haben und / oder voneinander profitierten.
 
Bis um 1900 war es üblich sich zu treffen, sich auszutauschen und voneinander zu lernen.
Eines der Fotos in der Bildergalerie zeigt in diesem Zusammenhang das sogenannte Tokyo Meeting mit Kanken Toyama (Shudokan), Hironori Ohtsuka (Wado Ryu), Takeshi Shimoda (Shotokan Ryu), Gichin Funakoshi (Shotokan Ryu), Choki Motobu (Shorin Ryu), Kenwa Mabuni (Shito Ryu), Genwa Nakasone , Shinken Taira (Kobudo).
 
Die Abgrenzung untereinander wurde vorerst durch westliche Organisationen vorangetrieben, und es steht wohl Geld- und Machtpolitik dahinter. Aber die modernen Karate-Vertreter Japans stehen uns in der Zwischenzeit um nichts nach, sieht man sich die Abspaltungen und Verbands-Neugründungen an ………
 
Siehe auch:

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