DER SCHISPRINGER THOMAS DIETHART

Warum steht auf einer Karate-Homepage ein Artikel über einen Schispringer? Was hat ein Schispringer mit unseren Karateka gemeinsam?

Es liegt etwas Märchenhaftes an dieser Geschichte. Es ist die
Geschichte eines jungen Menschen, Thomas Diethart, der ohne Wenn und Aber ein unmöglich
erscheinendes Ziel, einen völlig verrückten, utopischen Traum verwirklicht hat und
damit eine Orientierung für jeden jungen Menschen darstellt, der sich  Ähnliches vorgenommen hat. Für Sportler und
für Nicht-Sportler. Auch für jeden Wettkampf-Karateka, der sich hohe Ziele
setzt.


THOMAS DIETHART (geb. 1991)                                                                               Er kommt aus Michelhausen bei Tulln (dort wohnt auch
Kobudo-Shihan Jesus Potrero). In diesem Ort  (28 km / 30 min von St. Pölten entfernt) gibt
es weit und breit keinen Berg. Ein echter Flachländler. Und genau dort träumte
er bereits  als Kind davon, Weltmeister im
Schispringen zu werden.

DIE ELTERN:                                                                                                           Seine Eltern unterstützten dieses unmöglich erscheinende Ziel
mit aller Konsequenz und ließen nichts unversucht, ihrem Kind den Traum vom
Schifliegen zu ermöglichen, Eltern, die unbeschreibliche Entbehrungen auf sich
nahmen und ihre Freizeit und auch die Ersparnisse für den Traum ihres Sohnes
opferten, an den sie glaubten.
Mehr als 100.000 Euro
investierte die Familie Diethart in diese Karriere. Auch ein Kredit war nötig. Aber
es sollte sich auszahlen.

DIE ANFÄNGLICHEN STRAPAZEN:                                                                      Ab seinem 9. Lebensjahr fuhr sein Vater ein- bis zweimal
wöchentlich mit ihm nach Hinzenbach bei Eferding in Oberösterreich, wo es eine
Schanzenanlage gibt. Jedes Mal 185 km = 2 Stunden Hinfahrt und 185 km = 2
Stunden Rückfahrt. FÜNF JAHRE LANG. Mitunter schliefen Vater und Sohn auf einer
mitgebrachten Matratze in einer Hütte neben der Schanze oder im Auto. 2002
gewann der Schüler der Sporthauptschule Tulln die Kinder-Vierschanzen-Tournee,
und 2003 wurde Thomas Diethart in Garmisch-Partenkirchen Schüler-Weltmeister
…. als Ersatzmann …. mit einer GEBRAUCHTEN AUSRÜSTUNG! Die nächste Station
war das legendäre Stamser Schigymnasium, wo die Ausbildung um ein Level nach
oben ging. Danach kam der “Flachland-Adler” ins nordische Zentrum in
Eisenerz und letztlich wurde er Heeres-Sportler. In all den Jahren gab es oftmals
auf und ab: er flog mehrmals aus dem Kader, kehrte aber immer wieder zurück.

ÜBER NACHT ZUM SHOOTING STAR:                                                                 Bis vor ein paar Wochen kannte ihn kaum jemand. Da kam er …..
wieder einmal als Ersatzmann ….. Mitte Dezember 2013 in den A-Kader und wurde
als große Überraschung beim Weltcup-Springen in Engelberg/Schweiz als bester
Österreicher Vierter. Kurz darauf wurde er beim ersten Bewerb der
Vierschanzen-Tournee im deutschen Oberstdorf DRITTER und abermals bester Österreicher.
Und wenige Tage später wurde der mittlerweile 21jährige Thomas Diethart mit einem
überlegenen SIEG beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen über Nacht zum
“Shooting Star” der internationalen Skisprung-Szene. Und er blieb
auch bei den restlichen Konkurrenzen in Innsbruck (5.) und Bischofshofen (Sieg)
“cool” und gewann BEI SEINEM ERSTEN ANTRETEN die Vierschanzen-Tournee
vor den Olympiasiegern Thomas Morgenstern (seinem Idol!) und Simon Amman.

Über Nacht! Wie ist das möglich? Dieser Frage gehen nun die Sportexperten
derzeit nach. Die in- und ausländischen Medien sind voll mit Meinungen und
Theorien zu diesem Thema. Das Internet ist überfüllt mit Meldungen über den
Sensations-Springer aus dem Flachland.

WIE IST DAS MÖGLICH?                                                                                         Die TRIEBFEDER dazu war wohl sein INNIGER WUNSCH, EIN GROSSER
SPORTLER ZU WERDEN: Und THOMAS DIETHART machte während seines bisherigen
Sportlerlebens mit Unterstützung seiner Eltern all das, was zum Erreichen
dieses Ziel NÖTIG war (auch wenn dies mit 
gewaltigen Strapazen verbunden war) …. und ließ die unnötigen Dinge
weg.

– Es wäre ihm wohl nie in den Sinn gekommen, ein Training zu
streichen, weil Schulferien waren, wo die “Masse” chillen ansagt – im
Gegenteil, ER NÜTZTE SOLCHE ZEITRÄUME FÜR SEIN TRAINING.

– Es wäre ihm wahrscheinlich auch nie in den Sinn gekommen, ein
Training zu streichen, weil jemand eine Fete steigen ließ. Er war nie ein
Mensch, der das tun “musste”, was alle tun. Bereits als Kind war ihm
das Springen am Trampolin oder das Klettern wichtiger als die Play-Station. Vielleicht
schmunzelt er innerlich über all jene, die so unglaublich GLEICH sind und DAS
GLEICHE machen. Er ist ANDERS: ein SIEGER.

– Es wäre seinen Eltern nie in den Sinn gekommen, Trainings
zu streichen, weil man während der Schulferien in den Urlaub fahren oder im
Thermalbad einen Wellness-Urlaub konsumieren wollte – Im Gegenteil, man nahm STRAPAZEN
und viele UNANNEHMLICHKEITEN auf sich und strich den Familienurlaub, damit
Thomas TRAINIEREN KONNTE!

– Man schlief anlässlich der Trainingsfahrten nach OÖ (siehe
oben: 185 km Anfahrt und 185 km Rückfahrt) nicht im Wellness-Hotel, sondern im
AUTO oder in einem (ungeheizten) HOLZSCHUPPEN neben der Sprungschanze (siehe
oben).

– Thomas Diethart war jahrelang mit GEBRAUCHTEN Schuhen und
Sprungsski zufrieden, man hatte zu wenig Geld für den Neukauf einer teuren Sprungausrüstung.
Gebrauchte Sprunganzüge ließ man von einer Schneiderin in Michelhausen ändern; keine
Rede etwa von teurer Markenkleidung für die Freizeit, die der durchschnittliche
Jugendliche heute maßlos überbewertet.

– Offenbar hat er instinktiv begriffen, dass die INNEREN
WERTE zählen und helfen, SELBSTVERTRAUEN und SELBSTWERTGEFÜHL zu entwickeln, und
dass die Entfaltung des EIGENEN SELBST für jeden einzelnen Menschen das Maß
aller Dinge ist, nicht die Äußerlichkeit, nicht die Oberflächlichkeit, nicht
das beliebte Kopieren anderer, nicht das übliche Anpassen an die Masse. Dadurch
überragt er den Durchschnitt überdeutlich.

– Durch das Akzeptieren dieser inneren Werte lernte im Zuge
der Jahre, seinen “Kopf auszuschalten”, wie er seine MENTALE STÄRKE in
ORF-Interviews umschrieb;  gemeint ist
das Ausblenden der Gedanken, die – insbesondere in Stress-Situationen – von der
Konzentration ablenken bzw. diese massiv stören; ein Hauptgebiet für jeden
Mentaltrainer. Diese Fähigkeit BEI SICH sein zu können, wenn es erforderlich
ist, und die Fähigkeit, den Kopf ausschalten zu können, wenn es erforderlich
ist, scheidet auch im Sport Spreu vom Weizen. Das sind Sieger-Fähigkeiten.
Nicht einmal die die permanent-üblichen entbehrlichen Reporter-Fragen
(“Was geht Ihnen durch den Kopf?”) konnten sein inneres Gleichgewicht
und seine Unbekümmertheit beeinflussen. Erstaunlich erscheint, dass er dieses
Kopf-Ausschalten so locker vorführen kann, wenn man weiß, dass in der
fernöstlichen Zen-Meditation dieses Üben des Gedanken-Ausschaltens als
lebenslanges Ziel gilt, weil es (fast) unmöglich ist.

Wahrscheinlich wäre noch Vieles zu finden, wo hier der LUXUS,
den die meisten anderen Menschen nicht missen wollen, gegen SCHLICHTHEIT,
GENÜGSAMKEIT und ANSPRUCHSLOSIGKEIT eingetauscht wurde.

MIT WELCH GROSSARTIGEM ERGEBNIS!

Verstehen werden diese Zeilen nur jene Top-Athlet/innen, die den
Gefühlsreichtum erleben durften, der sich beim Abspielen der Bundeshymne nach einem großen Sieg entwickelt ………….

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